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Aktuelles
Die Sanierungsarbeiten am Umweltzentrum sind beendet
Die Sanierungsarbeiten in dem ehemaligen Geheimdienstobjekt sind beendet. Bezahlt haben dafür größtenteils die Hausbesitzer aus der Nachbarschaft.
Von Michael Brandenburg
erschienen am 21.01.2017 in der Freien Presse
Kaßberg. Wo sich bis zum Beginn der Umbauarbeiten noch Mannschafts-Waschräume für Mitarbeiter der Staatssicherheit befanden, sind jetzt moderne Toiletten oder Büros entstanden. Die meisten Hinterlassenschaften des DDR-Geheimdienstes, darunter mehrere Panzerschränke, hatten Karl-Marx-Städter Bürger schon Anfang 1990 aus der Villa an der Henriettenstraße geräumt. Daran erinnerte der Leiter des seitdem in dem Gebäude untergebrachten Umweltzentrums, Manfred Hastedt, gestern anlässlich des Abschlusses der 2014 begonnenen Sanierung des Hauses.
Sichtbarste Veränderungen von außen sind die neue, ebene und damit Rollstuhlfahrer-gerechte Zufahrt, ein neuer zweiter Zugang mit Treppe und Lift zum Erdgeschoss, neue Fenster und Haustüren. Die neue äußere Abdichtung der Kellerwände und die neuen Abwasserleitungen sind dagegen wieder unter der Erde verschwunden. Die meisten Arbeiten dienten aber der Einhaltung der Brandschutzvorschriften, wie Bauleiterin Elke Lautenschläger erklärte. Dafür wurden unter anderem Innentüren verbreitert, Elektrokabel unter Putz gelegt und eine Feuerwehrzufahrt von der Kaßbergstraße gebaut. Die Toilette neben den Versammlungsräumen im Erdgeschoss ist jetzt ebenfalls barrierefrei. Die drei Etagen darüber bleiben für Rollstuhlfahrer allerdings unerreichbar.
"Indem der Rollstuhllift nur bis zum Erdgeschoss und nicht bis zum Dachgeschoss reicht, haben wir rund 300.000 Euro gespart, die für andere Dinge verwendet werden konnten", sagte Reiner Amme vom Umweltverband BUND, der die Sanierungsarbeiten koordinierte. Insgesamt habe dafür rund eine halbe Million Euro zur Verfügung gestanden. Etwa drei Viertel davon waren Städtebaufördergeld, erklärte Bob Polzer vom Stadtplanungsamt. Dafür verwendet worden seien die Ausgleichsbeiträge, die Grundstücksbesitzer dafür zahlen mussten, dass ihre im Sanierungsgebiet auf dem Kaßberg gelegenen Immobilien durch die Sanierung an Wert gewonnen hätten. Ein Viertel der Sanierungskosten steuerte die Stadt aus ihrem Haushalt bei.
Die Reduzierung der Kosten sei letztlich auch die Voraussetzung dafür gewesen, dass das im Februar 1990 am Runden Tisch gegründete Umweltzentrum überhaupt in der ehemaligen Stasi-Villa an der Henriettenstraße bleiben konnte, erläuterte Reiner Amme. "Ein Vergleich hat ergeben, dass das wirtschaftlicher ist als ein Umzug ins Technische Rathaus oder in andere Mieträume", sagte er.
Manfred Hastedt erinnerte daran, dass die um 1910 errichtete Villa im März 1990 das erste Staatssicherheits-Gebäude überhaupt in der Stadt war, das zur öffentlichen Nutzung übergeben wurde. In jener Zeit, als sich tausende Bürger für die Umwelt engagierten und ganze Kirchen füllten, wenn es um das Thema ging, packten viele mit an, um die Stasi-Hinterlassenschaften herauszuräumen und das Haus zum ersten Mal zu renovieren. Der erste Bioladen, die erste vegetarische Kneipe und die erste Mitfahrzentrale der Stadt wurden darin eröffnet und wichtige Beschlüsse vorbereitet, so gegen eine Müllverbrennungsanlage und für ein Tropenholzverbot bei städtischen Vorhaben. Die Einrichtung sei zum Vorbild für westdeutsche Großstädte geworden, so Hastedt.
Doch nach dem Jahr 2000 verringerte die Stadt die Mitarbeiterzahl von sechs auf zwei, erwog die Zusammenlegung des Zentrums mit dem Tierpark, dem Botanischen Garten oder dem Schulbiologiezentrum, fasste sogar die Auflösung ins Auge. Anstatt mit Inhalten mussten sich die verbliebenen Mitarbeiter jedes Mal mit neuen Konzepten beschäftigen, blickte Hastedt verärgert zurück. Umso dankbarer sei er, dass die Stadträte im September 2014 dem dafür gegründeten Trägerverein Umweltzentrum die Immobilie in Erbpacht überließen und einem Sanierungszuschuss zustimmten.